Ausgangslage
In den letzten Jahren sind in Rees neue Wohngebiete sowohl in der Kernstadt als auch in den Reeser Ortschaften erschlossen worden. Zusätzlich sind größere Gewerbegebiete entstanden. Als Schulstandort ist Rees von regionaler Bedeutung.
Die Stadt Rees verfügt mit drei Haltestellen der „Hollandstrecke“ auf ihrem Stadtgebiet über einen hervorragenden ÖPNV-Anschluss in Richtung Ruhrgebiet. Nachbarstädte, wie Isselburg oder Kalkar, die über keinerlei Anschluss an den Schienennahverkehr verfügen, würden sich nach solchen Verbindungsmöglichkeiten die „Finger lecken“. Leider nutz die bisherige Stadtpolitik diese Möglichkeiten nicht aus. So ist der Anschluss des Bahnhofs Empel an die Reeser Innenstadt nach wie vor unzureichend. Hier müsste eine zuverlässige Verbindung im 30-Minuten-Takt in die Innenstadt erfolgen. Auch werden die Haltepunkte Haldern und Millingen in der Regel nur im 2-Stunden-Takt bedient. Wir fordern, dass sich die Stadt vehementer dafür einsetzt, dass alle Haltestellen auf Reeser Stadtgebiet stündlich bedient werden.
Die aktuelle Ratsmehrheit setzt auf eine Verkehrspolitik, die eindeutig das Auto favorisiert und andere Verkehrsteilnehmer benachteiligt. Obwohl die Entfernungen innerhalb der Kernstadt größtenteils unter 5 km liegen, sind das bestehende Radwegenetz, die Abstellmöglichkeiten und die radfahrerspezifische Beschilderung vielfach noch unzureichend. . Fahrradfahrer werden gegenüber dem Kfz-Verkehr insbesondere auf den Hauptverkehrsadern deutlich benachteiligt. Die Mitgliedschaft der Stadt im AGFS ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Doch nützen auch keine Schilder „Rees – fahrradfreundliche Stadt“, wenn von Seiten der Stadt kaum Taten folgen. Nach „holländischem“ Vorbild sollten z.B. auch in den Ortsteilen Straßen so farblich gekennzeichnet werden, dass FahrradfahrerInnen nicht gegenüber dem KFZ-Verkehr benachteiligt werden.

Die demographische Entwicklung in Rees ändert sich ähnlich wie die in der gesamten Bundesrepublik. Andere Haushaltstypen werden entstehen, wie z.B. Mehrgenerationenhäuser. Der Bedarf an Versorgung erfordert andere Formen von Mobilität als nur über das Auto. Der stetig größer werdende Anteil älterer Menschen darf nicht von der Teilnahme am öffentlichen Leben, vom Zugang zu Gütern des persönlichen Bedarfs abgeschnitten werden. In einer alternden Gesellschaft gilt es, Mobilitätsbedürfnisse älterer und nicht motorisierter Menschen zu berücksichtigen.
Das Bussystem in Rees, insbesondere die Anbindung der Ortschaften an die Kernstadt, aber auch die Verbindung der Ortschaften untereinander, ist unzureichend und nahezu ausschließlich auf den Schülerverkehr ausgerichtet. An Wochenenden und in den Ferien sind die Verbindungen ausgedünnt oder nicht vorhanden. Viele Bushaltestellen im Stadtgebiet bieten den Fahrgästen keinen oder nur unzureichenden Wetterschutz (z.B. Haltestelle Grüttweg). Wir fordern, stärker frequentierte Haltestellen mit gut einsehbaren Wartehäuschen und ausreichender Beleuchtung zu versehen. Zudem sollten Haltestellen nach Möglichkeit barrierefrei mit ausreichendem Bewegungsraum und erhöhter Bussteigkante umgebaut werden, damit auch Rollstuhlfahrer, Nutzer von Rollatoren oder Personen mit Kinderwägen problemlos ein- und aussteigen können.
Wie werden ältere Menschen und mobilitätseingeschränkte Personen in Zukunft sonst ihre Güter des täglichen Bedarfs besorgen können? Wie können sie Einkäufe und andere Bedürfnisse erledigen, wenn ihnen kein Auto zur Verfügung steht, um von den Ortschaften in die Kernstadt kommen können?

Politik der Mehrheitsparteien
CDU und FDP gehen von antiquierten Mobilitätskonzepten aus, die fast ausschließlich auf Autonutzung setzen. Keines dieser Konzepte ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, keines berücksichtigt langfristige demographische Entwicklungen und die hohen Kosten von Straßenneubau und Straßenunterhaltung. Aber alle nehmen großflächige Zerschneidungen, Naturzerstörung, Versiegelung und Lärmentwicklung in Kauf.

Verkehrspolitisches Leitbild der Reeser Grünen
Bündnis 90/Die Grünen steht für eine Stadtentwicklung, die auf eine attraktive Kernstadt und lebendige Ortschaften setzt und einer Flächen zerstörenden Zersiedlungspolitik den Riegel vorschiebt.
Je geringer die Abhängigkeit der Bürger vom motorisierten Individualverkehr, desto größer die Wohn- und Lebensqualität. Deshalb setzen wir Grüne auf ein modernes, nachhaltiges Verkehrskonzept, das Mobilität als die Erreichbarkeit von möglichst vielen Zielorten für alle Menschen versteht, also auch für Nicht-Autofahrer, Menschen mit Behinderung, ältere Menschen und Kinder und unabhängig von der Einkommensstruktur ist. Die von den Grünen unterstützte Einführung des Sozialtickets im VRR ist somit ein erster Schritt, um auchr einkommensschwachen BürgerInnen Mobilität zu ermöglichen.
Unser Konzept trennt Mobilität von Verkehr. Es favorisiert Ortsunabhängigkeit für jeden mit wenig Verkehr, erschwinglichen Preisen, geringst möglichem Naturverbrauch und reduziertem Lärm. Deshalb setzt dieses Konzept auf ein ausreichendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, dichten Radwegenetzen, Fußgängerzonen und einer Stadtplanung, die die räumliche Nähe wichtiger Zielorte bedenkt und z.B. Wohngebiete in Nähe bestehender Bahnstrecken plant. Hierzu gehört auch die zukunftsorientierte Entwicklung von Wohnkonzepten, die das Leben in der Stadt Rees dauerhaft attraktiv machen, wie autoarmes Wohnen, barrierefreies Wohnen oder Mehrgenerationenprojekte im besiedelten Bereich.
Ein rücksichtsvolleres Miteinander der Verkehrsteilnehmer hat für uns Priorität. Insbesondere Fahrzeugführer müssen auf schwächere Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen. Die Störungsempfindlichkeit von Wohnquartieren und Naturräumen muss bei allen verkehrspolitischen Maßnahmen berücksichtigt werden.
Wir setzen uns für eine Verkehrsinfrastruktur in der Kernstadt und den Ortsteilen ein, die deren Bewohner möglichst viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad ermöglicht. Rad- und Fußgängerverkehr sollen gegenüber dem Kfz-Verkehr Vorrang haben. Dies führt zu geringerer Lärm- und Luftbelastung und erspart der Stadtkasse zukünftig hohe Kosten für Straßenunterhaltung und Parkraumbereitstellung.

 

Unsere Maßnahmen für Rees:

  • Einführung eines modernen Stadtbussystems, das sowohl die Kernstadt als auch die Ortschaften im attraktiven, leicht merkbaren Halbstundentakt verbindet, sowie einen optimalen Anschluss an die Bahnstrecke Emmerich-Ruhrgebiet und an den Schülerpersonenverkehr gewährleistet.
  • Einrichtung eines Ruf-Taxi-Systems an Stellen und zu Zeiten die bisher nicht vom Bussystem abgedeckt werden.
  • Kontinuierliches Einsetzen von Niedrigflurbusen für ältere und/oder beeinträchtigte Mitbürger. Bessere Ausleuchtung der Radwege.
  • Konzept zur fahrradfreundlichen Gestaltung: Hierzu gehört der Ausbau eines Radwegesystems mit geeigneten und ausreichenden Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt, an touristisch interessanten Punkten, in den Einkaufszentren und ÖPNV-Haltestellen.
  • fahrradfreundliche Gestaltung von Kreuzungsbereichen
  • höchste Priorität für die Sicherheit der Schülerwege
  • Wohnumfeldverbesserungen in reinen Wohngebieten, die sich am Mischungsprinzip orientieren und den Autoverkehr rücksichtsvoll ins menschliche Miteinander aus Fußgängern, Radfahrern, älteren Menschen und spielenden Kindern einfügt. So erhöhen sich Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität, während gleichzeitig Ampeln und Verkehrsschildern abnehmen.